Industrieverbands-Chef Westhagemann fordert von Bundesminister Rösler einen deutlich schnelleren Ausbau der Stromnetze

IVH – Industrieverband Hamburg warnt vor Risiken durch Stromnetze im Stressbetrieb: „Unsere Stromversorgung hängt am seidenen Faden“

Mit Sorge um die Stabilität der Stromnetze in Norddeutschland hat sich der Vorsitzende des IVH – Industrieverband Hamburg, Michael Westhagemann, mit einem Schreiben an Bundeswirtschaftsminister, Dr. Philipp Rösler, gewandt. Darin fordert Westhagemann, die Netzstabilität im Norden durch einen deutlich beschleunigten Netzausbau zu sichern.

Westhagemann: „Mit dem zunehmenden Anschluss von neuen, dezentralen Erzeugungsanlagen laufen die norddeutschen Stromnetze dauerhaft im Stressbetrieb. Diese Situation ist riskant. Die Stromversorgung des drittgrößten Industriestandorts in Deutschland hängt am seidenen Faden. Herr Minister, ich möchte Sie bitten, den Ausbau der Stromnetze durch ein vereinfachtes und verlässliches Planungsrecht deutlich zu beschleunigen.“

Die Stromnetze im Norden halten mit dem rasanten Ausbau der Erzeugungsanlagen für erneuerbare Energien nicht Schritt und haben die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit erreicht. Die Erneuerbaren haben schon heute einen Anteil am deutschen Strommix von 21 Prozent. Der IVH begrüßt zwar den Wandel zu den regenerativen Energien, fordert aber einen entsprechenden Ausbau der Netze.

Westhagemann erinnert an den von der Deutschen Energie-Agentur schon 2009 vorausgesagten Netz-Ausbaubedarf von mehr als 4.000 km in Deutschland. Bis heute wurden davon erst rund 160 km realisiert. Westhagemann erläutert: „Zu den wesentlichen Hemmnissen für den Netzausbau zählen Umweltbestimmungen, Zertifizierungsauflagen aber auch die Regelung von Haftungsfragen. Dies führt zu Zeitverzögerungen, die wir uns bei der Anpassung der Netze an die Bedarfe der Energiewende nicht leisten können. Noch fehlt es an der nötigen Anbindung der Offshore-Windparks an das Festland. An Land ist das Netz bei weitem noch nicht für die großen Strommengen ausgelegt, die künftig anfallen werden, wenn die 70 geplanten Windparks allein in der Nordsee in Betrieb sind.“

Hintergrund:
Nach Angaben der Bundesnetzagentur im Januar 2012 mussten die Übertragungsnetzbetreiber im Norden, 50Hertz Transmission und TenneT, nahezu täglich in den Betrieb der Stromnetze eingreifen, um heftige Leistungsschwankungen auszugleichen und damit das Netz zu stabilisieren. Ein Vergleich zwischen den Frühjahren 2010 und 2011 zeigt einen Anstieg solcher Eingriffe um insgesamt 132 Prozent. Der für Hamburg zuständige Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz Transmission griff 2011 an 213 Tagen stabilisierend ein. Quellen: Bundesnetzagentur, 2011; TenneT TSO GmbH, 50Hertz Transmission GmbH, Januar 2012

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