Konjunkturperspektiven für 2018 von IVH und UVNord

Norddeutsche Wirtschaft erwartet von der Politik, Zukunftsthemen anzupacken und Rahmenbedingungen im internationalen Wettbewerb zu verbessern.

(1. Dezember 2017) Die Jahresveranstaltung „Konjunkturperspektiven 2018“ von IVH und UVNord zur konjunkturellen Entwicklung der norddeutschen Wirtschaft im kommenden Jahr fand heute in Hamburg mit einem Vortrag von Prof. Dr. Henning Vöpel, Direktor Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI), statt. Vor mehr als 120 geladenen Gästen aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens sprachen ebenfalls die Spitzen von IVH und UVNord.

Mit dieser Traditionsveranstaltung der beiden Verbände zum Konjunkturausblick, im vierten Jahr in der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, steckten Experten zugleich den sozioökonomischen Datenkranz für kommende Tarifrunden ab. In den Vorträgen wurde Bezug genommen auf das diesjährige „Herbstgutachten“ der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose mit ihrer Prognose für die Weltwirtschaft und die deutsche Wirtschaft sowie auf die Herbstprognose der „Wirtschaftsweisen“ der Bundesregierung von Anfang November dieses Jahres.

Michael Westhagemann, Vorsitzender des Industrieverbands Hamburg (IVH) kommentierte wie folgt:

„Das Wachstum unserer Weltwirtschaft legt zu. Das ist erfreulich und muss als Weckruf verstanden werden, unsere Zukunftsthemen im Norden schnell voranzubringen, wie Digitalisierung, den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und die Energiewende.

Für die Umsetzung der Energiewende liefert das Projekt Norddeutsche Energiewende 4.0 die Blaupause. Dabei werden unter anderem bereits große Energie-Speicher erprobt, um die Energieerzeugung aus regenerativen Quellen mit dem Abnahmebedarf von Industrie und Haushalten zeitlich zu synchronisieren. Aber nach wie vor ist der gesetzliche Rahmen mit einer Experimentierklausel nicht ausreichend, um diese Zukunftstechnologien wirtschaftlich zu entwickeln. Es gilt außerdem, die Exportchancen unserer Industrie langfristig zu sichern. Dafür ist es unter anderem notwendig, EU-Richtlinien künftig eins-zu-eins in deutsches Recht umzusetzen. Unsere Unternehmer dürfen im internationalen Wettbewerb nicht einseitig durch zusätzliche, nationale Auflagen benachteiligt werden.

Die Hamburger Industrie wird auch weiterhin ihren gesellschaftlichen Beitrag leisten als Konjunkturmotor für den norddeutschen Raum, als Auftraggeber für andere Branchen, als Innovationstreiber und Impulsgeber für Forschung und Entwicklung, und nicht zuletzt, als größter Arbeitgeber und Ausbilder der Stadt."

UVNord-Präsident Uli Wachholtz kommentierte die Konjunkturaussichten für 2018 in seiner Begrüßung wie folgt:

„Der Aufschwung in Deutschland hat noch einmal an Stärke und Breite gewonnen. Schauen wir aber genauer hin und betrachten die Entwicklung Norddeutschlands, dann stellen wir fest, dass unser Wachstum seit Jahrzehnten hinter den Wachstumsraten der süddeutschen Länder hinterherhinkt und unser Anteil an der Wertschöpfung in Deutschland stetig abnimmt. Rahmenbedingungen und Infrastruktur entwickelten sich in anderen Teilen der Republik in den letzten Jahren besser.

Mit der Abflachung der Zuwächse im Welthandel fällt unsere Stärke der Vergangenheit aus, der spürbare Anpassungsdruck wird im Norden stärker. Hinzu kommt, dass der Fachkräftemangel sich zu einer echten Wachstumsbremse entwickelt. Ein weiterer belastender Faktor sind die in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Arbeitskosten.

Jetzt ist politisches Handeln auf Kernfeldern angesagt: deutliche Investitionen beispielsweise in die Qualität unserer Bildung, in die Infrastruktur zu Wasser, zu Lande, in der Luft und in Leitungen. Und in das vermutlich wichtigste Feld der nächsten Jahre, die digitale Transformation. Nur so können wir verlorenes Terrain wiedergutmachen.“

Prof. Dr. Henning Vöpel, Direktor und Geschäftsführer des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) sagte in seinem Expertenvortrag:

"Das Wirtschaftswachstum in Deutschland hat sich in 2017 mit einer Rate von rund 2,2 Prozent noch einmal beschleunigt und wird in 2018 mit rund 2 Prozent weiter sehr dynamisch sein. Es drohen im nächsten Jahr nur wenige Gefahren für die Konjunktur. Die Überhitzungserscheinungen in Verbindung mit nach wie vor fragilen Finanzmärkten könnten aber in den Folgejahren unerwarteten Korrekturbedarf auslösen. Die anhaltenden Sondereffekte, vor allem die fortgesetzte Niedrigzinspolitik, haben zunehmend verzerrende Wirkungen. Norddeutschland sollte die gute Konjunktur nutzen, um die hohen infrastrukturellen Herausforderungen anzugehen.“

Pressekontakte:

UVNord: Sebastian Schulze, schulze@uvnord.de

IVH: Mario Spitzmüller, mario_spitzmueller@bdi-hamburg.de

Der IVH vertritt als rechtlich selbständige Landesvertretung des Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V. (BDI) die Interessen von produzierenden Unternehmen, industrienahen Dienstleister Branchen am Standort Hamburg und darüber hinaus. Der IVH hat derzeit 260 Mitglieder und wächst weiter. 1963 wurde unser Verband gegründet.