Personalauswahl 4.0 – HR in der digitalen Transformation. IVH-Themenabend mit Hirnforscher Prof. Manfred Spitzer
Dr. Klaus-Dieter Rosenbach, IVH-Vorstandsmitglied und Mitglied des Vorstands der Jungheinrich AG (Foto), begrüßte zum IVH-Themenabend in der Hamburger Zentrale des weltweit führenden Herstellers von Niederflurfahrzeugen und Logistik-Systemen und sagte: "Jungheinrich motiviert seine Mitarbeiter, eigene Ideen umzusetzen, Verantwortung zu übernehmen und in agilen Teams zu arbeiten". Dr. Rosenbach beschrieb damit die Haltung im Unternehmen für mehr Eigenverantwortung. Diese Form der Führung sei ein Erfolgskonzept, das sich für die Jungheinrich AG seit vielen Jahren auszahle. Auf diesem Weg werde es gelingen, das für 2020 gesteckte Umsatzziel von 4 Mrd. Euro voraussichtlich bereits in diesem Jahr zu erreichen. Jungheinrich beschäftigt global rund 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 7.400 in Deutschland.
Zur Herausforderung, in disruptiven Zeiten der digitalen Transformation die passenden Führungskräfte zu finden, berichtete Andreas Jansen (Foto unten), Senior Vice President Global Human Resources bei Jungheinrich, aus der Praxis. Jansen: "Es kommt darauf an, den Erwartungen der Generation Y und Z an ihr Arbeitsumfeld und an die Arbeitsbedingungen mit einem überzeugenden Angebot zu begegnen. Zusätzlich verstärkt die globalisierte Arbeitswelt den internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe." Bei der Personalarbeit setze man unter anderem auf den Abbau von Hierarchien, Veränderungsmanagement, Team-Lernen, Prozesskultur, Transparenz, Flexibilität, Lean Thinking und Lean Management.
Das bisherige Verständnis von HR im Sinne der Human Ressources müsse sich grundlegend wandeln, betonte Dr. Jörg Knaack, Senior Advisor bei GET AHEAD Executive Search in seinem Vortrag. Bei „HR“ gehe es vielmehr um Human Responsibility, der Verantwortung gegenüber den Menschen, mit denen Führungskräfte zusammenarbeiten und mit denen sie die Zukunft gestalten möchten. „Neben Wissen und Qualifikationen zählen in erster Linie Handlungsfähigkeiten zu den notwendigen Kompetenzen“, erläuterte Dr. Knaack. Dazu zählen soziale Kompetenzen wie Selbststeuerung, Kommunikationsvermögen und Entscheidungsfähigkeit, außerdem Gewissenhaftigkeit, Selbstdisziplin und Ausdauer. Um zu erkennen, ob ein Kandidat oder eine Kandidatin für eine Position passend sei, könne dies durch eigens entwickelte Methoden der evidenzbasierten Personaldiagnostik (EPD) überprüft werden.
Bild: Alexander Matthies und Dr. Jörg Knaack (v.l.), GET AHEAD Executive Search, mit Klinikdirektor Prof. Manfred Spitzer
Der renommierte Hirnforscher und Bestseller-Autor Prof. Dr. med. Dr. phil. Manfred Spitzer (z.B.: "Digitale Demenz – Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen") sprach in seinem Gastvortrag über Auswirkungen der Digitalisierung auf die Beschäftigten heute und morgen. Der Wissenschaftler beschrieb mit zahlreichen Praxisbeispielen, wie Facebook und Google die Macht von Algorithmen nutzten, um Wahrnehmungen und Entscheidungen von Nutzern dieser Medien aktiv zu beeinflussen. Künstlicher Intelligenz für die Personalauswahl räumt er dagegen wenig Relevanz ein. Um wirklich valide und nachhaltige Personalentscheidungen für Führungspersönlichkeiten treffen zu können, bedürfe es der persönlichen Begegnung, sagte Prof. Spitzer, Leiter des TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) an der Universität Ulm.
Nach den Vorträgen diskutierten die Vorstände, Geschäftsführer und Personalchefs noch lange im stilvollen Foyer der Jungheinrich AG.
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