Industrieverband Hamburg: "Die Industrie sind wir!"
Handelskammer setzt ihren größten Beitrag-Zahler, die Industrie, vor die Tür
"Die Handelskammer Hamburg findet künftig ohne die Industrie statt", deutet Michael Westhagemann, Vorstandsvorsitzender des Industrieverbands Hamburg (IVH), das Ergebnis der Kammerwahl. Zur Initiative von „Die Kammer sind WIR“ meint er: "Manche mögen sich für die Kammer halten – die Industrie sind wir!"
Der IVH definiert "Industrie" als Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern in den Bereichen Produzierendes Gewerbe, Bauindustrie, Energieerzeugung und Umwelt. Danach gibt es in Hamburg 600 Industriebetriebe. Diese unterliegen mit ihren industriellen Prozessen Regelwerken, wie dem Bundes-Immissionsschutzgesetz BImSchG, der Störfall-VO, der Basel-II-Richtlinie, der TA Luft, der Richtlinie 2000/60/EG und Vergleichbarem. Als Ausbilder leistet die Industrie mit einer Ausbildungsquote von 5 Prozent im Rahmen des Dualen Systems der Berufsausbildung ein überdurchschnittliches gesellschaftliches Engagement und stellt ehrenamtliche Prüfer für die Aus- und Weiterbildungsprüfungen der Handelskammer. Die Wahlgruppe Industrie – nach IVH-Definition – ist für die Kammer der größte Beitragszahler. Industrieunternehmer, in diesem Sinn, stellten bei dieser Plenarwahl 7 Kandidaten, aber die Industrie ist in der HK nun offenbar unerwünscht.
Daneben gibt es in Hamburg 7.900 Unternehmen des industrienahen Gewerbes mit ein bis 20 Mitarbeitern. "Auch diesen Unternehmern gilt unser Respekt gegenüber deren unternehmerischer Leistung", betont Westhagemann. "Sie sind Teil unserer industriellen Wertschöpfungskette und wichtige Partner der Industrie. Aber sie sind nicht die Industrie." Nach dem vom IVH frühzeitig vor der Wahl kritisierten Wahl-Modus hat die Kammer die 600 Industrie-Unternehmer zusammen mit den 7.900 industrienahen Gewerbetreibenden die Plenarier wählen lassen, die künftig auf den 7 Industrie-Sitzen in der Vollversammlung Platz nehmen werden. "Das führte zu dem von mir vorhergesagten Wahl-Ergebnis: Industrie findet im Kammer-Plenum nicht mehr statt. Die gesetzlichen Arbeitsgrundlagen der Industrie dürften den Gewinnern unserer Wahlgruppe nicht bekannt sein. Außerdem ist nicht ein einziger Auszubildender seitens der künftigen Industrie-Vertreter bei der Kammer eingetragen – Ausbildungsquote null!", bringt Westhagemann das Wahl-Ergebnis auf den Punkt. Das sei das Gegenteil von "Ausbildung stärken".
Mit Blick nach vorn sagt Westhagemann: „Für Industriepolitik gibt es im kommenden Kammer-Plenum keine Expertise mehr. Die ist beim Industrieverband Hamburg. Unser Verband wächst seit Jahren kontinuierlich und ist für die kommenden Herausforderungen gerüstet. Wir stehen für Gespräche bereit."
Der IVH vertritt als rechtlich selbständige Landesvertretung des Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V. (BDI) die Interessen von produzierenden Unternehmen, industrienahen Branchen und Dienstleistern am Standort Hamburg. Der IVH hat mehr als 250 Mitglieder und wurde 1963 gegründet.