UVNord und IVH geben Konjunkturperspektiven für 2024
Norddeutsche Wirtschaft fordert endlich klares politisches Bekenntnis für den Wirtschafts- und Industriestandort – nur so kann der Abschwung aufgehalten werden.
Sozialstaat, Klimaschutz sowie Wohlstand und Beschäftigung sind auf eine funktionierende Wirtschaft angewiesen.
Hamburg. Die Jahresveranstaltung „Konjunkturperspektiven 2024“ von UVNord und IVH sowie der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zur konjunkturellen Entwicklung der norddeutschen Wirtschaft im kommenden Jahr fand heute bei der Deutschen Bundesbank in Hamburg statt. Vorträge hiel-ten Dr. Johannes Hoffmann, Leiter der Abteilung Internationale und europäische Wirtschaft der Deutschen Bundesbank und Prof. Dr. Stefan Kooths, Direktor des Forschungszentrums Konjunktur und Wachstum am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). Im Rahmen der Veranstaltung sprachen ebenfalls die Spitzen von UVNord und IVH sowie der Bundesbank Hauptverwaltung Hamburg.
Dr. Arno Bäcker, Präsident der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, unterstrich in seiner Begrüßung:
„Die straffe Geldpolitik wirkt, aber das Eurosystem darf nicht zu früh nachlassen. Vielmehr werden die Leitzinsen ausreichend lange auf einem ausreichend hohen Niveau liegen müssen. Ob die Zinsen schon ihren Hochpunkt erreicht haben, lässt sich noch nicht sagen: Der EZB-Rat bleibt strikt datenabhängig.“
Dr. Philipp Murmann, Präsident UVNord – Vereinigung der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein betonte in seiner Einführung:
„Seit über einem Jahr befindet sich Deutschland im Abschwung. Erste Anzeichen mehren sich, dass sich die Entwicklung im kommenden Jahr ändern und der Abschwung abklingen kann. Dies darf aber nicht zu einem weiteren Wegschauen oder einer Bevormundung seitens der Politik führen. Die Wirtschaftspolitik muss endlich die Standortqualität verbessern und vor allem wieder für Vertrauen in Wirtschaft und Gesellschaft sorgen. Die Investitions-zurückhaltung der Unternehmen kann nur mit klaren und verlässlichen Rahmenbedingungen für Investitionen am Standort aufgelöst werden. Alle Akteure dürfen nicht vergessen, dass wir nur mit einer intakten Wirtschaft den Sozialstaat mit seinen wichtigen Errungenschaften aufrechterhalten können, dem Klimawandel wirksam begegnen können und Wohlstand sowie Beschäftigung sichern können. Das Maßnahmenpaket zur Planungsbeschleunigung vom Bund und den Ländern ist ein erstes richtiges Signal! Die Vorschläge müssen aber auch zügig umgesetzt werden, und zwar im Bund und in den Ländern.“
Dr. Johannes Hoffmann, Leiter der Abteilung Internationale und europäische Wirtschaft der Deutschen Bundesbank:
„Die Weltwirtschaft hält sich angesichts vielfältiger Belastungen recht gut, größere Impulse für die deutsche Wirtschaft sind aber vorerst nicht zu erwarten.“
Prof. Dr. Stefan Kooths, Direktor des Forschungszentrums Konjunktur und Wachstum am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), betonte in seinem Expertenvortrag:
"Die deutsche Konjunktur stolpert durch das Jahr 2023, für 2024 fällt die erwartete Erholung moderat aus. Dass die Wirtschaft damit dennoch schon bald an die Produktionsmöglichkeiten stößt, zeigt, wo vor allem der Schuh drückt: Das Produktionspotenzial hat in den zurück-liegenden Krisen gelitten und die Wachstumskräfte schwinden von Jahr zu Jahr. Umso wichtiger wird es, an den Stellgrößen zu drehen, die die Wirtschaftspolitik selbst in der Hand hat, um den Standort zu stärken."
Matthias Boxberger, Vorstandsvorsitzender des Industrieverbands Hamburg (IVH):
„Die Konjunkturzahlen zeigen es deutlich und schmerzlich: Deutschland ist wirtschaftlich weiter in die Abstiegszone gerutscht! Falsche Prioritäten, Gezänk, Entscheidungsschwäche und handwerkliche Mängel der Bundespolitik führen dazu, dass Deutschland anders als seine europäischen Nachbarn nicht wieder auf die Wachstumsspur kommt. Die Kraft der Industrie erschöpft sich zusehend angesichts zu hoher Energiepreise und bürokratischer Drangsal. Die Folgen spüren wir auch in Hamburg: Auftragsrückgang und Investitionszurückhaltung in industriellen Kernbranchen. Es braucht jetzt dringend einen Ruck im Land für wirtschaftliche Vitalität zur Bewältigung der Krise und um die ambitionierten Klimaschutzziele auch mit wirtschaftlicher Kraft umsetzen zu können. Nur dann werden wir für andere Regionen der Welt auch ein Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit sein können.“
Pressekontakte:
UVNord: Sebastian Schulze, Tel.: 0171 7056940, schulze@uvnord.de
IVH: Stephanie Fey, Tel.: 040 637841-33, stephanie.fey@bdi-hamburg.de